Syrien, ein Land mit einer der ältesten Geschichten der Welt, ist zum Symbol der modernen Tragödie geworden. Seine Hauptstadt, Damaskus, gilt als die älteste kontinuierlich bewohnte Stadt der Welt. Doch diese einst blühende Region ist heute ein Synonym für Zerstörung, Chaos und Krieg.
Der syrische Konflikt, der seit über einem Jahrzehnt andauert, hat das Land zu einem Schlachtfeld für globale Mächte, lokale Fraktionen und radikale Bewegungen gemacht.
Was passiert wirklich in Syrien? Warum wurde eine Nation, die über Jahrhunderte ein Zentrum für Kultur und Handel war, zum Epizentrum globaler Konfrontationen?
Dieser Artikel beleuchtet die Hauptakteure des Konflikts, die Gründe für den anhaltenden Krieg und seine Konsequenzen für die Region und die Welt. Syrien ist nicht nur eine Geschichte eines Machtkampfes – es ist eine Warnung für jeden, der verstehen möchte, wie ethnische, religiöse und politische Spaltungen eine Nation zerstören können.
Die älteste Hauptstadt der Welt – Damaskus
Damaskus ist nicht nur die Hauptstadt Syriens, sondern auch eine der ältesten Städte der Welt. Historische Aufzeichnungen datieren ihre Existenz auf 2500 v. Chr., was sie zur ältesten kontinuierlich bewohnten Hauptstadt der Welt macht. Zum Vergleich: Rom wurde 1500 Jahre später gegründet.
Historisch gesehen war Damaskus ein bedeutendes Zentrum für Handel, Kultur und Religion. An der Kreuzung von Handelsrouten zwischen Ost und West gelegen, war sie über Jahrhunderte ein Symbol für Zivilisation und Wohlstand. Heute jedoch ist Damaskus ein Symbol für Zerstörung, Chaos und endlosen Krieg.
Syrien als Nation hat eine Geschichte, die sich über Tausende von Jahren erstreckt, doch es hat Schwierigkeiten, eine einheitliche nationale Identität zu schaffen. Dies liegt daran, dass seine Grenzen politisch und nicht ethnisch oder kulturell gezogen wurden. Syrien war schon immer eine Region, die von einem Mosaik aus Stämmen, Kulturen und Religionen geprägt war, die oft miteinander in Konflikt gerieten.
Was passiert in Syrien?
Heute ist Syrien einer der instabilsten Brennpunkte der Welt. Die globale Gemeinschaft bleibt auf einen Krieg fixiert, der das Land seit über einem Jahrzehnt verwüstet. Auf den ersten Blick scheinen Syrien und die Ukraine nichts miteinander zu tun zu haben, doch es gibt auffällige Parallelen zwischen ihnen.
Die syrische Regierung unter der Führung von Baschar al-Assad konnte sich vor allem durch die Unterstützung externer Verbündeter an der Macht halten. Trotz militärischer Erfolge hat Assad jedoch den Frieden vollständig verloren. Seine Abhängigkeit von ausländischen Mächten wie Russland und Iran hat sein Regime anfällig gemacht und unfähig, langfristige Stabilität zu schaffen.
Zum Vergleich: Stellen Sie sich vor, die Ukraine würde ihren Krieg gewinnen, der NATO beitreten und Russland würde zusammenbrechen. Man könnte meinen, dies würde Frieden bringen, doch stattdessen würde es einen neuen Kampf um Ressourcen und Einfluss auslösen. Ein ähnliches Szenario spielt sich in Syrien ab, wo der Sieg einer Seite nur die Tür für neue Konflikte öffnet.
Das grundlegende Problem Syriens liegt in seiner ethnischen und kulturellen Fragmentierung. Es handelt sich um eine Region mit einer jahrtausendealten Geschichte, in der ein einheitlicher Nationalstaat nie wirklich existierte. Die Vielfalt der Stämme, Sprachen, Religionen und Kulturen hat die Schaffung eines kohärenten Staates unmöglich gemacht. Die Syrer fühlen eine tiefe Verbundenheit mit ihrem antiken Land, doch es fehlt ihnen an einer gemeinsamen Identität, die mit dem modernen Staat verknüpft ist.
Hauptakteure im Konflikt
1. Die Regierung von Baschar al-Assad
Baschar al-Assad kam im Jahr 2000 nach dem Tod seines Vaters Hafiz al-Assad an die Macht. Seine Präsidentschaft begann mit Versuchen der Liberalisierung und Reform, wurde jedoch schließlich mit Autoritarismus und Korruption gleichgesetzt.
Obwohl Assad es geschafft hat, die Kontrolle über viele Jahre hinweg zu behalten, wurde seine Position durch interne Unzufriedenheit und äußeren Druck erheblich geschwächt. Die USA und Europa haben ihn der Menschenrechtsverletzungen beschuldigt, und selbst unter seinen russischen Verbündeten gibt es Beschwerden über die Ineffizienz und Korruption der syrischen Regierung.
Die Absetzung Assads war eines der Hauptziele der bewaffneten Opposition, die vom Westen und mehreren arabischen Nationen unterstützt wird.
2. Türkische Fraktionen
Die Türkei spielt eine zentrale Rolle im syrischen Konflikt. Sie unterstützt zahlreiche bewaffnete Fraktionen, darunter Oppositionskräfte und Dschihadisten. Diese Gruppen verfolgen trotz unterschiedlicher Agenden ein gemeinsames Ziel: die Entfernung von Baschar al-Assad.
Im Jahr 2014 kritisierte der damalige US-Vizepräsident Joe Biden die Rolle der Türkei bei der Unterstützung radikaler Gruppen öffentlich. Fast ein Jahrzehnt später sind diese Fraktionen zu einem wesentlichen Werkzeug türkischen Einflusses in Syrien geworden.
3. Iranische Gruppen
Der Iran hat in Syrien einen seiner größten strategischen Rückschläge erlitten. Vor dem Krieg war Syrien ein wichtiger Verbündeter des Iran und ein zentraler Bestandteil des sogenannten „schiitischen Halbmonds“, der sich vom Iran bis in den Libanon erstreckt.
Der Fall von Damaskus und eine mögliche Absetzung Assads würden den Iran nicht nur einen strategischen Verbündeten kosten, sondern auch lebenswichtige Versorgungsrouten für die Bewaffnung der Hisbollah gefährden. Dies hat den Einfluss des Iran in der Region geschwächt und ihn gezwungen, viele seiner Diplomaten und Militärangehörigen aus Syrien abzuziehen.
4. Die Kurden
Die Kurden sind eine der größten ethnischen Gruppen in Syrien und streben nach größerer Autonomie. Sie erhalten beträchtliche Unterstützung von den Vereinigten Staaten, was ihnen ermöglicht, erheblichen Einfluss in der Region zu bewahren.
Die Unterstützung der Kurden dient den Interessen der USA, indem sie andere Kräfte wie den Iran und Russland ausbalancieren. Der kurdische Drang nach Autonomie hat jedoch starke Opposition der Türkei hervorgerufen, die eine Stärkung kurdischer Bewegungen auf ihrem eigenen Territorium fürchtet.
5. Russland
Russland hat eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung des Regimes von Baschar al-Assad gespielt. Seine militärische Intervention im Jahr 2015 half der syrischen Regierung, die Macht zu behalten und bedeutende Territorien zurückzuerobern.
Viele argumentieren jedoch, dass Russland in Syrien verloren hat. Seine Ressourcen wurden erschöpft, und sein Einfluss in der Region nimmt allmählich ab. Dennoch, solange Russland seine beiden Militärbasen in Syrien aufrechterhält, wäre es verfrüht, eine vollständige Niederlage zu erklären.
Die Rolle Israels und der Vereinigten Staaten
Israel
Israel hat über 300 Luftangriffe auf Militärbasen und Flughäfen in Syrien durchgeführt. Das Hauptziel besteht darin, den Einfluss des Irans zu schwächen und die Errichtung von Basen zu verhindern, die seine Sicherheit bedrohen könnten.
Israel hat auch begrenzte Bodenoperationen in Syrien eingeleitet, was zu Verurteilungen durch die Vereinten Nationen und islamische Länder führte. Israel besteht jedoch darauf, dass diese Maßnahmen vorübergehend sind und der Sicherung seiner nationalen Sicherheit dienen.
Die Vereinigten Staaten
Die USA unterstützen die Kurden und führen strategische Operationen in Syrien durch. Sie streben danach, ihren Einfluss in der Region zu bewahren und gleichzeitig den Iran und Russland zu schwächen.
John Bolton, ein ehemaliger US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, beschrieb Syrien einst als einen „Schurkenstaat“, den Amerika entweder isolieren oder zerstören müsse. Diese Haltung bleibt bis heute relevant.
Die Geschichte von Baschar al-Assad
Baschar al-Assad wurde 2000 nach dem Tod seines Vaters Präsident von Syrien. Zuvor hatte er in Großbritannien Medizin studiert und als Augenarzt in London gearbeitet.
Zu Beginn seiner Amtszeit versuchte Assad, Reformen einzuführen, die auf eine Liberalisierung des Landes abzielten:
- Er ließ politische Gefangene frei.
- Er erlaubte oppositionellen Medien, zu operieren.
- Er eröffnete private Banken und Schulen.
Nach den Ereignissen vom 11. September 2001 bot Assad jedoch eine Zusammenarbeit mit den USA an, wurde aber dennoch als „Diktator“ gebrandmarkt und auf die Liste der westlichen Feinde gesetzt.
Dies wirft die Frage auf: War Assad wirklich ein Diktator oder einfach nur ein zu schwacher Führer, um die Ordnung in seinem Land aufrechtzuerhalten?
Wer ist Abu Muhammad al-Julani?
Abu Muhammad al-Julani ist einer der gefährlichsten Terroristen der modernen Zeit. Er begann seine Karriere 2004 bei al-Qaida und nahm später am Irakkrieg teil.
Im Jahr 2013 boten die USA eine Belohnung von 10 Millionen US-Dollar für Informationen an, die zu seiner Festnahme führen. In den letzten Jahren haben westliche Medien jedoch versucht, sein Image zu „entschärfen“ und ihn als Radikalen mit einem „menschlichen Gesicht“ darzustellen.
Heute kontrolliert al-Julani bedeutende Gebiete in Syrien und genießt die Unterstützung der Türkei. Viele befürchten, dass sein Erfolg der Beginn einer globalen Ausbreitung des radikalen Islam sein könnte.
Syrien als globale Bedrohung
Syrien nimmt eine strategisch entscheidende geografische Position im Zentrum globaler Handelsrouten ein. Wenn radikale Gruppen die Kontrolle übernehmen, würde dies eine erhebliche Bedrohung für die Welt darstellen.
Syrien könnte der erste vollständig entwickelte dschihadistische Staat werden, in dem die Gesellschaft auf radikalem Islam aufgebaut ist. Eine solche Entwicklung wäre äußerst gefährlich und würde die extremistische Ideologie weit über die Region hinaus verbreiten.
Fazit
Der syrische Konflikt ist eine komplexe und vielschichtige Angelegenheit mit weitreichenden globalen Auswirkungen.
Während die Ukraine die Verluste Russlands in Syrien feiert, steht sie selbst am Rande ihrer eigenen Zerstörung. Gleichzeitig, da radikale Gruppen in Syrien ihre Macht konsolidieren, muss die Welt daran denken, dass ihr Sieg den Beginn einer weitaus größeren globalen Bedrohung bedeuten könnte.